Manchmal sitze ich wie gelähmt vor meinem Laptop. Die Lebenssituation mancher Kinder in Uganda erschlägt mich.
Gerade läuft der Endspurt der Updates unseres Projekts Lebenswege (früher Waisenprojekt). Die letzten Bilder und Infos aus Uganda kommen übers Internet rein. Dann können wir Zertifikate und Bilder für die Spender vorbereiten. Nachfragen über Details halten uns beschäftigt, z.B.:
- "Warum geht ein Kind nicht länger zur Schule?"
- Oder: "Warum steht plötzlich eine Schwester oder ein Bruder des eigentlich unterstützten Waisenkindes als Empfänger für das Schulgeld auf der Liste?"
Es interessiert uns. Wir müssen das wissen, denn schließlich sind wir auch den Pateneltern in Deutschland eine Erklärung schuldig, was - zugegebener Maßen nicht in jedem Fall supereinfach ist. Es läuft auch mit den Kindern nicht immer alles so wie man es sich wünscht. Teenager sind Teenager - egal auf welchem Kontinent!
Manche Antworten der ugandischen Koordinatoren klären die Situation schnell, manche erstaunen, wieder andere erschüttern uns. Manchmal sitze ich zunächst wie gelähmt vor meinem Laptop. Die Not spornt aber sehr schnell zum Weiterarbeiten an. Wir müssen hier etwas unternehmen, damit unsere Seesternchen, die das Schicksal an Land gespült hat, wieder ins Meer geworfen werden können.
Aber, bitte, lest selbst.
Eure Priscilla
„Child-Headed Families“ - Familien, die von Kindern geführt werden, sind ein immer häufiger wiederkehrendes Phänomen.
Einer unserer ugandischen Koordinatoren schreibt:
Mike* hat seine Mutter vor ca. 12 Jahren verloren und sein Vater starb 2018. Leider hat Mikes* Vormund ihn misshandelt.
Vergangenen Sonntag habe ich den 17-jährigen Mike*, zu mir nach Hause eingeladen. Er erzählte mir unter Tränen seine Geschichte. Wir sprachen über viele Dinge. So fand ich heraus, dass er mit vier Geschwistern allein, ohne Eltern lebt (In Uganda spricht man von „child-headed families“ – Familien mit einem Kind als Familienoberhaupt).
Die fünf Kinder mussten - um zu überleben - zum Fischen auf den See. Zeit und Geld für die Schule blieben da nicht. Mike ist der Einzige, der in unserem Projekt Lebenswege ist. Ich habe jetzt einen anderen Vormund für Mike und seine Geschwister gefunden.
* Namen sind normalerweise zum Schutz der betroffenen Personen geändert.
So setzt sich "Mikes Familie" zusammen:
Mike, 17 Jahre, ist glücklich, nun seine Ausbildung in Fahrtechnik und Mechanik fortsetzten zu können.
Dieser „Child-Headed-Family“ müssen wir unbedingt helfen!
Wir haben uns entschieden, nebst Mike nun auch Vicky, Mirriam und Nelly in das Projekt Lebenswege aufzunehmen.
Projekt Lebenswege